Kultur braucht Inklusion. Inklusion braucht Kultur
Übergabe der Teilhabeempfehlungen an die Politik
Zugang zu Kultur ist ein Menschenrecht. Für die mehr als 13 Millionen Deutsche, die eine sichtbare oder unsichtbare Beeinträchtigung haben, ist dieser Zugang aber zu oft gar nicht oder nur sehr schwer möglich. Jürgen Dusel, Beauftragter der Bundesregierung für die Belange von Menschen mit Behinderungen und der Deutsche Kulturrat hatten im Sommer 2021 die gemeinsame Online-Tagung »Kultur braucht Inklusion. Inklusion braucht Kultur« durchgeführt. Die Veranstaltung war der Auftakt einer engeren Zusammenarbeit, aus der die Idee entstand, gemeinsame Teilhabeempfehlungen zu erarbeiten.
Diese Teilhabeempfehlungen wurden am 2. Dezember 2024 im Berliner Kleisthaus überreicht. Von Jürgen Dusel, gemeinsam mit Professor Christian Höppner, Präsident des Deutschen Kulturrates, und Olaf Zimmermann, Geschäftsführer des Deutschen Kulturrates an die Staatsministerin für Kultur und Medien, Claudia Roth, und an Katrin Budde, Vorsitzende des Ausschusses für Kultur und Medien des Deutschen Bundestages.
Die Empfehlungen sind das Ergebnis eines fruchtbaren, dreijährigen Austausches mit Institutionen aus dem Kunst-, Kultur- und Medienbereich sowie den Vertretungen von Menschen mit Behinderungen. In einer Auftaktkonferenz und vier Werkstattgesprächen galt es herauszufinden, welchen Handlungsbedarf es einerseits bei ganz Grundlegendem, wie beispielsweise dem barrierefreien Zugang zu Räumlichkeiten und Berücksichtigung bei der Programmplanung gibt. Andererseits ging es um die Frage, wie sich Menschen mit Behinderungen für den Arbeitsmarkt Kultur und Medien qualifizieren, dort beruflich einsteigen, etablieren und aufsteigen können.
Durch die Teilnahme an den vorausgehenden Werkstattgesprächen und durch ihre Impulse für die Kapitel zu Design und Architektur konnten Boris Kochan, Präsident des Deutschen Designtag e.V. und Mathias Knigge, Vorsitzender des Kompetenznetzwerkes Design für Alle – Deutschland e.V. (EDAD) den mehrwertorientierten Ansatz »Design for all« in die Teilhabeempfehlungen einbringen. Dabei ging es vor allem um die Bedeutung der Gestaltung und der Gestaltungsprozesse. Nur wenn von Anfang an in Briefing und Ausschreibung (Finanzierung und Förderung) schon barrierefreie Zugänglichkeit im »Design for all« mitgedacht wird, kann Inklusion gelingen. Gestaltung hat die Kraft die Weichen am Anfang richtig zu stellen und für gute Lösungen zu sorgen, die später von allen Menschen als Mehrwert gesehen werden. Und sich damit als Design für Alle bewähren.
Jürgen Dusel hielt auf der außerordentlich gut besuchten Veranstaltung am 2. Dezember die Begrüßungsrede. »Diese Teilhabeempfehlungen für die Kultur, die wir gemeinsam mit dem Deutschen Kulturrat und vielen weiteren Expertinnen und Experten entwickelt haben, sind ein wichtiger Schritt auf dem Weg zu einer inklusiveren Kulturlandschaft,« sagte der Behindertenbeauftragte. »Jetzt ist es an den Entscheidungsträgerinnen und -trägern im Bund und in den Ländern sowie in den Kultureinrichtungen selbst, diese Empfehlungen umzusetzen.«
Olaf Zimmermann, Geschäftsführer des Deutschen Kulturrates bekräftigte: »Um Barrierefreiheit in allen Bereichen der Kultur und der Kultur- und Kreativwirtschaft zu erreichen, brauchen wir aber sowohl gesetzliche Rahmenbedingungen, als auch eine auskömmliche Finanzierung für die Umsetzung. Hier sind jetzt Bund, Länder und Kommunen gefragt.«
Anschließend gab es noch zwei interessante, lebhafte Panel-Diskussionen zu den Themen »Zugang zum Arbeitsmarkt Kultur« und »Zugänglichkeit von Kultureinrichtungen«, bevor dann die Teilnahmeempfehlungen an Claudia Roth und Katrin Budde überreicht wurden.
In ihrem Statement betonte Claudia Roth, dass Inklusion ein Kerngedanke der Demokratie sei. »Denn Demokratie gelingt nur unter der Bedingung, dass möglichst alle an ihr mitwirken. Das gilt im besonderen Maße auch für die Kultur,« so die Staatsministerin. »Deshalb ist es wichtig, dass Inklusion bei allen Fördermaßnahmen mitgedacht wird und die Bundesregierung zudem innovative Inklusionsprojekte im Kulturbereich fördert.«
Noch deutlicher wurde Katrin Budde, Vorsitzende des Ausschusses für Kultur und Medien des Deutschen Bundestags, als sie erklärte: »Die Teilhabeempfehlungen sind eine sehr wichtige und gute Grundlage für mehr Inklusion in der Kultur. Der Bund muss sich diese Empfehlungen, die die Handlungsbedarfe aufzeigen, nun zu eigen machen und mehr Inklusion in seinen Förderrichtlinien festschreiben.«
Bevor es auf der Veranstaltung dann ans Get-together ging, gab es noch Musik von CassMae, die Jürgen Dusel persönlich am Klavier begleitete. Als sie zusammen »Over the Rainbow« sangen, war Gänsehaut garantiert.
Fotos © BBMB / J Konrad Schmidt
Foto ganz oben: Jürgen Dusel, Claudia Roth, Katrin Budde und Olaf Zimmermann
Die Teilhabeempfehlungen im Wortlaut