Design als Kulturerbe muss Sichtbarkeit auf Bundesebene erhalten

In seiner aktuellen Stellungnahme zum Erhalt des materiellen Kulturerbes fordert der Deutsche Kulturrat die Bundesregierung auf, Verantwortung für alle Bereiche des Kulturerbes zu übernehmen. Erstmals rücken dabei auch Design und angewandte Kunst mit einer konkreten Handlungsempfehlung in den Fokus. Der Deutsche Designtag fordert eine Institution auf Bundesebene, die das zu lange unbeachtete Feld des Designs als Kulturerbe systematisch erfasst und die mit ihm befassten Einrichtungen vernetzt.

Die Darstellung der Geschichte, der Entwicklung und des kulturellen Wertes des Designs beinhaltet ein reiches Informations- und Erkenntnisangebot. Mit der Entwicklung einer bundesweit koordinierten historischen Darstellung wird Design als eine wesentliche kulturelle Errungenschaft stärker in das öffentliche Bewusstsein gebracht. Die Pflege des kulturellen Erbes beinhaltet nicht zuletzt, die Schöpfer kultureller Werte (Persönlichkeiten, Schulen und andere Institutionen, auch Unternehmen) zu würdigen, ebenso wie die Stätten, an denen diese Werte bewahrt werden. Die Darstellung einzelner Museen und Gedenkstätten, die die Bedeutung lokaler Protagonisten (z.B. Bauhaus Dessau, HfG Ulm etc.) hervorheben, muss in thematische Zusammenhänge überführt werden. Dabei soll ein ganzheitliches Bild der Entstehung von Design und Designkompetenz in Deutschland gezeichnet werden, einschließlich interkultureller Wechselbeziehungen.

Designkompetenz ist eine der Schlüsselkompetenzen der kommenden Jahrzehnte. Design gestaltet unsere Gesellschaft und beeinflusst unser soziales Miteinander. Design bewusst auch als Kulturerbe zu verstehen, bedeutet, den Blick für es zu schärfen, gestalterische Fähigkeiten zu fördern und Inspiration für wegweisende Fragen und Lösungen zu vermitteln. Eine lebendige Kultur lernt aus ihrer Vergangenheit für die Zukunft.

In der Stellungnahme heißt es daher:
»Design und angewandte Kunst
Design trat erst in der Folge der Industrialisierung in Erscheinung; in den klassischen Kulturwissenschaften fand es bisher zu wenig Beachtung. Ebenso wird Design als gestalterisches Kulturerbe bisher unzureichend identifiziert, bewahrt, katalogisiert und in anschaulicher Form zugänglich gemacht. Es gilt die historisch maßgeblichen Institutionen, Schulen, Persönlichkeiten und Unternehmen des Designs in Deutschland prägnant und vor allem systematisch zu dokumentieren.

Der Deutsche Kulturrat fordert auf Bundesebene eine Institution, die die vorhandenen Bestände, die derzeit auf private wie öffentliche Museen, Stiftungen Organisationen und Verbände verteilt sind, koordiniert und erfasst. Aus dieser Arbeit sollte eine Einrichtung hervorgehen, die den Weg des Designs in die Zukunft durch intelligente Rückschau fördert und den Einfluss von Gestaltung auf unser Alltagsleben sicht- und erfahrbar macht. Das Jubiläum zu 100 Jahre Bauhaus im Jahr 2019 wäre ein geeigneter Anlass, um eine solche Institution auf den Weg zu bringen.«

Die komplette Stellungnahme des Deutschen Kulturrates lesen Sie hier.