Für einen neuen Bundesdesignpreis – Deutscher Designtag unterstützt das Bundeswirtschaftsministerium
Der Markt von Designwettbewerben und -preisen ist äußerst unübersichtlich. Insbesondere haben sich sowohl in Deutschland wie auch international eine große Anzahl überwiegend wirtschaftlich orientierter, und damit bezahlpflichtiger Designpreise etabliert. Neben kleineren Ausrichtern wie zum Beispiel dem Deutschen Designer Club (DDC), dem European Design Award der europäischen Design-Fachpresse, dem Corporate Design Preis sowie der Berliner Type von Awards Unlimited sind es insbesondere die drei großen, international agierenden Design-Wettbewerbe von if design, red dot und dem German Design Award des Rats für Formgebung, die den Markt dominieren. Sie verstehen sich als wirtschaftsnahe Exzellenz-Awards, die den sich beteiligenden Unternehmen, Agenturen und Designern zum Teil umfangreiche Vermarktungspotentiale als Preisträger eröffnen.
Wirtschaftspolitischer Dialog Design
Im Rahmen eines »Wirtschaftspolitischen Dialog Design« im Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) im August 2017 wurde mit Vertretern des Deutschen Designtages (DT) und seinen Mitgliedsverbänden sowie weiteren Organisationen und Institutionen der Designbranche diskutiert, ob es wieder einen überregionalen, staatlichen Designpreis geben solle. Das Ergebnis war trotz negativer Erfahrungen in der Vergangenheit rundweg positiv – wie auch Bundesministerin Brigitte Zypries im Anschluss in einer Pressemitteilung ausführt: »Design ist für ein exportorientiertes Land wie Deutschland von großer wirtschaftlicher Bedeutung: Es treibt Innovationen voran und überwindet dabei Branchengrenzen. In Zeiten von Digitalisierung und Globalisierung sind es häufig auch die Ideen von Designern, die Produkte und Dienstleistungen besonders wettbewerbsfähig machen.« Die Ministerin ist der Überzeugung, ein neuer Bundesdesignpreis würde »innovativem Design aus Deutschland mehr Beachtung verschaffen und die ausgezeichneten Unternehmen dabei unterstützen, ihre Produkte insbesondere im Ausland noch besser zu vermarkten.«
Grundlagen zur Neuetablierung eines Bundesdesignpreises
Der DT war im Folgenden aufgerufen, erste Grundlagen zur Neuetablierung eines solchen Preises zu erarbeiten – und hat dies entsprechend seines Selbstverständnis als übergeordnete, neutrale Institution auf breiter Basis diskutiert. Daraus ist ein erstes Arbeitspapier »Rahmenbedingungen eines neuen Bundesdesignpreises« entstanden, welches Basis für weitere Gespräche und einen Workshop voraussichtlich Ende 2017 im BMWi sein wird.
Ein neuer Bundesdesignpreis sollte demnach insbesondere auch politische Wertschätzung dokumentieren und in drei Richtungen wirken: nach innen in die Designbranche, nach außen in Richtung Unternehmen, Sozialwirtschaft, Organisationen, Politik und Gesellschaft sowie international als Teil des Nation Brandings. Entsprechend sollte ein neuer Bundesdesignpreis ausschließlich in Deutschland entwickelte oder unter überwiegend deutscher Beteiligung entstandene Werke auszeichnen.
Vom neuen Bundesdesignpreis sollten Designer, Verwerter und Anwender gleichermaßen profitieren. Design ist in seiner wirtschaftlichen Bedeutung als Querschnittsthema durchgängig relevant, weil es in alle Wirtschafts- und Gesellschaftsbereiche eingreift und zum jeweiligen Erfolg beiträgt.
Eine Strukturierung des Bundesdesignpreises sollte dementsprechend nicht nur an den immer mehr ineinandergreifenden Designsparten wie Kommunikationsdesign, Produktdesign etc. ausgerichtet werden, sondern nach übergeordneten Kategorien und nach thematischen Schwerpunkten erfolgen. Dies entspricht auch der Querschnittsfähigkeit des Designs.
Ein Bundesdesignpreis muss sich von gewinnorientierten Vermarktungs- bzw. Geschäftsmodellen abheben – zugleich aber sollten bestehende Wettbewerbe insbesondere mit ihrer Nähe zu designaffinen Unternehmern mittels einer noch zu definierenden Einreichungs- und Kurationsstrategie einbezogen werden, so dass sich eine gegenseitige Win-win-Situation ergibt.
Der neue Bundesdesignpreis sollte niederschwellig zugänglich sein – also auch KMUs, kleineren Studios/Agenturen, Start-ups, Solounternehmern und dem Design-Nachwuchs kostenfreien oder kostengünstigen Zugang ermöglichen und für nachvollziehbare Chancengleichheit sorgen. So würde deutlich gemacht, dass kreative Ideen und gelungene Umsetzungen auch von kleineren Akteuren ausgehen können und dass das innovative Potenzial aller Bereiche der Designbranche anerkannt wird. Nur so ließe sich einer immer wieder aufkommenden Missstimmung in der Designbranche gegenüber den wirtschaftlich orientierten Designpreisen begegnen.
Beim Deutschen Designtag ist das DT-Vorstandsmitglied, der AGD-Vorstandsvorsitzende Torsten Meyer-Bogya, federführend für das Thema Bundesdesignpreis zuständig. Unterstützt wird er dabei vom Regionalgruppenvorsitzenden des VDID in Berlin, Christof Flötotto, und vom DT-Präsidenten Boris Kochan.