Design und Nachhaltigkeit

Positionspapier des Deutschen Designtags

Die Menschheit steht an einem Wendepunkt. Die Gefahr, dass unser Planet bereits in absehbarer Zeit unbewohnbar werden könnte, wurde 2021 nicht zuletzt im Bericht des Weltklimarats mit alarmierender und unhintergehbarer Deutlichkeit unterstrichen. Flut- und Dürrekatastrophen, das Abschmelzen der Polkappen, Hitzewellen, Waldbrände oder die zunehmende Gefährdung des globalen Wasserhaushalts sind eindeutige Vorboten dafür, dass das Klima mit hohem Tempo auf irreversible Kipppunkte zusteuert. Die Flutkatastrophe im Ahrtal, eine Vielzahl von Waldbränden alleine in Deutschland – mit einem auch enormen ökonomischen Schaden – haben die Auswirkungen der Klimakrise vielen Bürgerinnen und Bürgern in neuer Eindringlichkeit bewusst gemacht – und den Bundestagswahlkampf entscheidend geprägt: Rücksichtslosigkeit gegenüber der Umwelt ruiniert Zukunftsfähigkeit! Für ein längerfristiges, auf Evolution statt Revolution angelegtes Handeln bleibt daher keine Zeit mehr. Eine Gesellschaft, die nach wie vor ungezügeltes Wachstum, exzessiven Konsum und übermäßigen Ressourcenverbrauch ins Zentrum des Zusammenlebens stellt, trägt maßgeblich zur Klimakrise bei und verhindert die Erfüllung der von Deutschland mit entwickelten, international verabschiedeten 17 globalen Zielen der Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung. Daher sind alle gesellschaftlichen Kräfte und Gruppen – und damit auch das Design – gefordert, unmittelbar zu reagieren und einen Beitrag zu leisten, der eine umfassende Bewusstseinsänderung und ein aktives Gegensteuern ermöglicht.

Lösungsansatz Design

Der Deutsche Designtag (DT) repräsentiert als Dachorganisation der Fach- und Berufsverbände sowie Institutionen des Designs 360.000 Designerinnen und Designer und 60.000 Designunternehmen in allen übergreifenden designpolitischen Angelegenheiten. Er fördert Designverständnis und steht für den Wert, den Design für den Fortschritt von Unternehmen und Organisationen, von Gesellschaft und Kultur leistet.

Mit dieser Stellungnahme positioniert sich der Designtag im Themenfeld »Design und Nachhaltigkeit«: Die Gestaltungspotenziale von Design reichen weit über die Gestaltung von Oberflächen und Objekten hinaus. Sie umfassen Arbeits- und Gesellschaftsprozesse ebenso wie die Entwicklung und der Gebrauch neuer, umweltschonender Materialien. Mit diesen Potenzialen kann Design wesentlich dazu beitragen, eine Nachhaltigkeit in der alltäglichen Lebens- und Arbeitspraxis zu verwirklichen, die Sinnerfüllung unterstützt und angemessenen, umweltschonenden Konsum fördert. Und nicht zuletzt ist es die besondere Befähigung von Design, in all seinen Bereichen einschließlich der Architektur, durch Inklusion, durch die Gestaltung von Teilhabe, durch Information und Kommunikation sozialbildnerisch wirksam zu sein. Dadurch ist Design dafür prädestiniert, ein Umdenken und eine Wende in den Konsum- und Lebensgewohnheiten zu befördern und signifikant dazu beizutragen, die Zukunft zu sichern.

Dafür braucht es ein Regierungs- und Unternehmenshandeln, mit dem das ermöglicht und begünstigt wird.