Appell: Offener Brief der Kultur- und Kreativwirtschaft an die Politik

Im Vorfeld der Videokonferenz der Bundeskanzlerin mit den Ministerpräsidentinnen und Ministerpräsidenten am 30. April, haben sich 25 Verbände der Kultur- und Kreativwirtschaft zusammengetan und einen gemeinsamen Appell formuliert – an dem auch der Deutsche Designtag mitgearbeitet hat.

Entstanden ist diese Initiative im Zusammenhang mit den Telefonkonferenzen, zu denen das Bundeswirtschaftsministerium gemeinsam mit dem Kompetenzzentrum der Kultur- und Kreativwirtschaft eingeladen hatte. Dabei wurden die Teilnehmerinnen und Teilnehmer ermutigt, ihre Interessen nicht nur einzeln zu formulieren, sondern auch zu bündeln. Ungeachtet der vielfach sehr anerkannten Interessenvertretung der Kunst-, Kultur-, Kreativ- und Medienbranche als Ganzes durch den Deutschen Kulturrat, gibt es immer wieder Stimmen, die einen ganz spezifischen Fokus auf die Kreativwirtschaft in der Lobbyarbeit fordern.

Der gemeinsame Appell wurde zeitgleich von allen teilnehmenden Partnern an die Bundesregierung, die Ministerpräsidentinnen und Ministerpräsidenten der Länder und die Mitglieder der Bundestagsausschüsse Kultur und Medien bzw. Wirtschaft per Mail versendet – und jeweils mit einer Anlage um die spezifischen Forderungen der eigenen Organisation ergänzt.

Im folgenden findet sich eine Zusammenfassung wesentlicher Teile des Appells:

… selbst mit Lockerung der Maßnahmen stehen große Teilbereiche unserer Wirtschaft für einen unabsehbaren Zeitraum komplett still. In einigen Teilbranchen – wie zum Beispiel in der Pressewirtschaft –, wird in der Krise zwar auf Hochtouren weiter gearbeitet, aber auch dort ist die Refinanzierungsbasis weggebrochen. Die Kultur- und Kreativwirtschaft vereint Querschnittsdisziplinen, die in alle Bereiche des gesellschafts- und wirtschaftspolitischen Lebens hineinreichen. Was ist Deutschland ohne Architektur? Ohne Darstellende Kunst? Ohne Design? Ohne Film und Fernsehen? Ohne Gaming und Kino? Ohne Kreativagenturen? Ohne Kunst und Literatur? Ohne Medien? Ohne Mode, Musik, Radio, Werbung? Ohne Clubs, Festivals und Konzerte?

Schon jetzt sind nicht wieder aufzuholende Schäden in Milliardenhöhe zu verzeichnen. In einem gravierenden Negativ-Corona-Szenario wurde vom Kompetenzzentrum Kultur- und Kreativwirtschaft ein Umsatzrückgang in Höhe von knapp 40 Mrd. Euro prognostiziert. Noch vor drei Wochen lag die gleiche Prognose nur bei 28 Mrd. Euro. An die nächste Prognose ist aktuell nicht zu denken.

Die Abwendung katastrophaler und teils jahrelanger Strukturschäden sind nur noch durch weitere Soforthilfemaßnahmen und Konjunkturpakete möglich. Die einzelnen Interessenvertretungen der Kultur- und Kreativwirtschaft haben in den vergangenen Tagen konkrete und umfangreiche Forderungspapiere und Vorschläge zur Abwendung des Verfalls unserer Branche verfasst und eingereicht. Wir appellieren an Sie, diese in Ihren Diskussionen und Entscheidungen stärker als bisher zu berücksichtigen.

Nicht außer Acht lassen sollte man auch das große Potential unserer Branche, die ihren ganz eigenen Beitrag leisten kann, um aus der Krise zu kommen. Es bedarf dabei einer genauen Betrachtung unserer Branche in seinen Teilbereichen, um ihnen mit passenden Förderinstrumenten gerecht zu werden. Bereits eingeführte erste Maßnahmen haben die Folgen der Corona-Massnahmen zwar vorläufig gedämpft – jetzt verschärft sich die Situation dramatisch.