Die Krise für die Design- und Kommunikationsagenturen hat gerade erst angefangen
Deutscher Designtag legt Ergebnisse seiner Agentur-Umfrage vor
Noch versuchen die Agenturen in der Designbranche ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu halten. Wie lange noch, ist ungewiss. Knapp ein Fünftel musste bereits Entlassungen aussprechen – das ergab eine Umfrage des Deutschen Designtags unter Design- und Kommunikationsagenturen mit mehr als 10 Angestellten.
Der Dachverband der Designorganisationen in Deutschland hatte die Online-Befragung im Mai und Juni 2020 initiiert, um die wirtschaftlichen Folgen für die Agenturen abschätzen zu können, die bis dahin noch weniger im Blickfeld standen. Die Ergebnisse lassen bereits die Krise erahnen, die sich voraussichtlich in der zweiten Jahreshälfte bis in das kommende Jahr hinein für viele Agenturen dramatisch auswirken wird.
Zum Zeitpunkt der Befragung rechneten 81 Prozent der befragten Geschäftsführerinnen und Geschäftsführer mit Umsatzeinbußen, unter den Agenturen mit mehr als 30 Angestellten waren es sogar 100 Prozent. Es wird danach erwartet, dass der Honorarumsatz in 2020 zu einem Drittel unter dem des Vorjahres liegt. Um diesen Verlust aufzufangen, schickten 54 Prozent der Agenturen ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Kurzarbeit. In großen Agenturen ist davon jeder zweite Angestellte betroffen.
Design- und Kommunikationsagenturen sind in ausgesprochen hohem Maße konjunkturabhängig. Unternehmen und Institutionen sparen erfahrungsgemäß zuallererst an dem Kommunikationsbudget. Und so wundert es nicht, dass knapp die Hälfte der Befragten angab, seit 1. März des Jahres keine Neugeschäfte abgeschlossen zu haben. Und die Aussichten sind düster, denn auch die Bestandskunden stornieren oder kürzen das Budget. »Die eigentliche Krise wird erst noch folgen, die Etats für 2021 werden sicher extrem knapp bemessen, wir rechnen mit massiven Auftragsrückgängen«, befürchtete einer der Befragten.
Bereits zum Zeitpunkt der Befragung im Frühsommer gab jeder 10. an, existenzbedrohend von der Krise betroffen zu sein, 43 Prozent fühlen sich stark, sehr stark oder existenzbedrohend betroffen. Ein Fünftel schätzte die Liquidität der Agentur als schlecht bis katastrophal ein. Dennoch nutzten nur etwa 10 Prozent die Kreditprogramme des Bundes. Viele fürchten die Schulden nicht zurückzahlen zu können, da der entgangene Umsatz nicht wieder aufzuholen ist.
»Der derzeitige Auftragsrückgang, bzw. -einbruch ist ein Indikator für die Situation«, wurde an einer Stelle angemerkt. »Da die Auftragslage der Kreativwirtschaft abhängig ist von der Investitionsbereitschaft der Industrie, gehen wir bei der Corona bedingten Rezession von keiner schnellen Erholung der Auftragslage aus.« Noch sind das nur Befürchtungen, die auf Erfahrungswerten beruhen. Notwendig sind daher Unterstützungsmaßnahmen, die sich nicht in Transferleistungen erschöpfen.
»Die Bundesregierung hat die Möglichkeit, die Designbranche nachhaltig mit Hilfsmaßnahmen zu unterstützen, die eigentlich an andere Branchen gehen. Dafür muss bei jeder finanziellen Hilfe ein Budget für Kommunikation oder designgestützter Produktentwicklung vorgesehen werden« fordert der Präsident des Deutschen Designtags Boris Kochan. »Damit ist gleichermaßen den Unternehmen geholfen, die mit professioneller Kommunikation notwendige Transformationen vollziehen können wie den Design- und Kommunikationsagenturen, die mit den entsprechenden Aufträgen den Fortbestand der Branche sichern.«
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