Aktuelle Krisen: Ansätze für zielführende, schnelle Hilfsmaßnahmen

Die Designwirtschaft ist von sehr unterschiedlichen Beschäftigungs- bzw. Unternehmensstrukturen gekennzeichnet: einerseits von Angestellten, geringfügig Beschäftigten, Mini-Selbstständigen sowie Solo-Selbstständigen in und für die Designwirtschaft selbst, wie auch für andere Branchen. Andererseits von einer großen Zahl Kleinstunternehmen und Nebengewerben sowie kleinen und mittelgroßen Unternehmen mit selten mehr als 100 Beschäftigten.

Rund 360.000 Designerinnen und Designer in Deutschland und 60.000 Designunternehmen erzielen mit ihren Dienstleistungen ungefähr 20 Mrd. Euro Wertschöpfung; nicht eingerechnet der Anteil, den Design bzw. die darin tätigen Menschen in anderen Branchen als Angestellte leisten, z.B. die Industriedesignerin für Miele. 

Die Disziplinen und die Tätigkeitsfelder sind extrem vielfältig:

  • Gestaltung von Basiselementen (also von Schriften und Zeichen, von Materialien und Stoffen usw.) 
  • Gestaltung von materiellen und virtuellen Medien sowie deren Schnittstellen
  • Gestaltung von Dingen (wie Konsum-, Gebrauchs- und Investitionsgütern, Interieurs und Accessoires), von Textilien und Bekleidung, von Bauten sowie Räumen und öffentlichen Plätzen; von Veranstaltungen und Messen
  • Gestaltung von Strukturen und abstrakten Systemen, von Prozessen und Methoden
  • Gestaltung der Identität von Unternehmen, Produkten und Marken, von Gemeinschaften, Gesellschaften und Kulturen

In vielen Branchen sind die Dienstleistungen der Designwirtschaft entscheidend, um Produkte handhabbar und attraktiv, die Kommunikation eingängig, Marken erlebbar und Prozesse nachvollziehbar zu machen – und lösungsrelevante Beiträge zu aktuellen gesellschaftlichen Fragestellungen zu leisten. Design ist der Katalysator von Innovation und Ermöglicher sowie Beförderer von Transformation.

All diese – eben häufig auch gesellschaftlichen – Tätigkeitsfelder sind durch die Energiekrise in Verbindung mit Inflation und Rückgang der Konsumneigung gefährdet. Aus den ersten Vorboten in diesem Jahr zeichnet sich für das kommende Jahr eine handfeste Krise der Designwirtschaft als Ganzes ab, erste Auswirkungen sind bereits jetzt zu verzeichnen. 

  • Auch die Designwirtschaft ist betroffen von den Preisexplosionen für Papier, Druck, Druckplatten und Farben, da ein erheblicher Anteil der im Design Tätigen im Ergebnis Drucksachen produziert. Ähnlich verhält es sich im Bereich von Produkt- und Mode-/Textildesign: Lieferkettenprobleme, Materialmangel und die deutliche Verteuerung der Rohstoffe behindern das Planen und Produzieren. Verstärkt wird dies durch die energiepreisbedingte Verteuerung der Produktionsprozesse.
  • Aufgrund unerwarteter Projektabsagen und -verzögerungen ist das Geschäft für die Designwirtschaft deutlich weniger planbar und von zunehmender Unsicherheit geprägt – und dies bei den wie überall erwarteten deutlichen Kostensteigerungen für Heizung und Strom in allen Büros und Gebäuden.
  • Die Kundenzurückhaltung ist umfassend spürbar – zunehmend werden noch nicht begonnene Projekte zurückgestellt oder abgesagt.
  • Die Weitergabe von gestiegenen Kosten durch Preissteigerungen ist nur sehr begrenzt möglich.
  • Der große Fachkräftemangel belastet die Designwirtschaft zusätzlich – es zeichnet sich ab, dass sich dieser Mangel eher noch vergrößern wird.

Ansätze für zielführende, schnelle Hilfsmaßnahmen

  • Für mittelständische Unternehmen und Kleinunternehmen: Bewährte Hilfen/Rahmenbedingungen, wie sie in der Coronazeit entwickelt wurden, sollten fortgesetzt werden: vereinfachter Zugang zu Kurzarbeit, vereinfachter Zugang zu KfW-Krediten, Unterstützungszahlungen entsprechend der Verringerung von Umsatzerwartungen
  • Für Solo-Selbstständige und Kleinstunternehmen: Umwandlung und Erweiterung des existierenden Hilfsfonds für die Kultur in einen Energiefond, um daraus Kreative finanziell bei Ausgaben für die energetische Verbesserung ihrer Arbeitsstätten genauso zu unterstützen wie bei den Energiekosten 
  • Ganz grundsätzlich sollte die öffentliche Hand gerade jetzt in der Krise verstärkt Designleistungen einkaufen, um ihre eigenen Prozesse zu optimieren und Ergebnisse für alle Betroffenen nachvollziehbar und motivierend darzustellen.